Heute möchte ich euch mal etwas über meinen Grossen erzählen.
Er wird demnächst 6 Jahre alt und wie viele von euch ja wissen, wird er ab Sommer eingeschult.
In seiner Kindertagesstätte werden immer wieder verschiedene Projektwochen gemacht mit mal mehr oder weniger interessante Themen. Ganz am Anfang seiner Kitalaufbahn erzählten uns die Erzieherinnen, dass die Themen von den Kindern und dem Aufsichtspersonal demokratisch bestimmt wird. Nach fast 3 Jahren Kitabetreuung ist mir klar, wie diese Demokratie aussieht. Ein Thema wählen die Kinder (Dinosaurier und Feuerwehr z.B.) und das nächste suchen die Erzieherinnen aus (Hände, Blätter, Formen). Leider spiegelt sich das auch in dem Enthusiasmus der Kids wieder. Während sie mal alles mögliche Zuhause über Dinosaurier gesammelt und aufgeklebt haben, ständig neue Pixidinobücher her mussten und wir statt der GuteNachtLektüre ein Lexikon für diese Ureinwohner anschaffen mussten ist es bei den anderen Themen jedoch so, dass kein Wort darüber fällt. Manchmal erzählt er es mir gar nicht erst. Ich vermute es ist ihm peinlich zu erzählen, wir reden jetzt 6 Wochen lang über Hände. Dabei haben wir nur 2. Und so viele Finger, um Tage zu füllen gibt es auch nicht an einer normal entwickelten Hand.
Momentan haben sich die Erzieherinnen das Thema „Was ich einmal werden will“ ausgesucht bzw. auf mehrfachem bitten der Übermuttis ins Programm genommen. Einer der Praktikanten hat mir erzählt, die Muttis wären der Meinung, Kinder sollten schon in jungen Jahren sich Ziele setzten und diese konsequent verfolgen. Da bin ich mal gespannt, wieviele aus seiner Gruppe tatsächlich zum Mond fliegen oder bei Bayern spielen werden. Vorsichtshalber werde ich die Telefonliste nicht nach Beendigung des Jahres vernichten, sondern eine Zeitkapsel bauen und auf der Rückseite notieren:“Was ist aus Ihnen geworden?“
Im Grunde sind die Berufswünsche in dem Alter schon relativ gleich unabhängig von Kita oder sogar Stadt. Bei uns gibt es zukünftige Feuerwehrmänner und -Frauen, Piloten, Friseure und Rockstar.
Nur ein Kind fällt total aus der Reihe….nämlich meiner.
Im Morgenkreis sollten alle ihre Berufswünsche äußern. Nach der Reihe. Als mein Grosser nun dran war entschuldigte er sich höflich, aber er hätte sich noch nicht entschieden. Schließlich muss das ja auch gut überlegt werden. Vielleicht hätte man ihm vorher sagen sollen, dass er sich jetzt nicht fürs Studium einschreiben muss. Er nahm es mindestens so wichtig.
Am Ende des Kitatages tranken wir einen warmen Kakao zusammen und er berichtete mir von seinen Sorgen. Jeder, aber nun wirklich jeder hätte schon ein Ziel. Nur er kann noch nichts in sein Steckbrief schreiben.
Was er aber weiß ist was er nicht möchte.
Er möchte NICHT den Beruf des Papas machen, denn der kommt ja schließlich ganz schön spät jeden Abend heim.
Feuerwehrmann? Nee Danke. Einmal am Grill verbrannt reicht für ein ganzes Leben.
Pilot? Bestimmt nicht. Nach unserem letzten Mallorcaurlaub mit 2 Männerkegelgruppen vergeht jedem die Lust. Und Urlauber immer hin und her fliegen und selbst am Anflugsort kein Urlaub machen können muss nicht sein.
Arzt? Und dann immer die kranken Kindern die einen anstecken? Da gibt es aber weit aus besseres.
Und so ließ sich die Liste ewig weiterführen.
Nun wusste mein 5jähriger, was er schon mal nicht wollte. Sich zu „Tode schuften“ auf gut Deutsch gesagt.
Also begannen wir mal die Dinge aufzuzählen, die er besonders gerne macht und ob sich daraus ein Beruf machen lässt.
Doch weder mit Fahrrad fahren wird man reich (wenn man nicht dopt) noch als Bademeister. Ein Hobby hat er noch, dass ich versuche zu unterdrücken. Ja genau. Denn Kinder wollen nicht nur gefördert werden, sondern bestimmte Dinge muss man ihnen unter Kontrolle erlauben, damit es nicht aus dem Ruder läuft. Nicht Geige spielen sondern „zocken“.
Mein Sohnemann zockt nämlich leidenschaftlich gerne, nur leiser nicht so viel, wenn man ihn fragt. Egal ob auf Mamas Handy oder Papas teurer Vodeokonsole. An alle Übermuttis die jetzt die Hande über den Kopf schlagen: Natürlich keine Ballerspiele. Ein wenig strategische Spiele aber am liebsten Autorennen wenn ein kleiner in rotgekleideter Klempner der Fahrer ist.
„Das kann man bestimmt auch beruflich machen, oder Mama?“ Und das strahlen in seinen Augen war mit dem an Heiligabend vergleichbar.
Am nächsten Morgen klappte das Fertigmachen für die Kita ohne Ermahnung, denn dieses mal war er ja vorbereitet auf die Fragen nach seinem Berufswunsch. Als eine der Damen in also bat, seine Wünsche zu äußern, grinste er:“Videospiel- und Spielkonsolentester.“
Die Jungs in dem alter klatschten Beifall als hätten sie gerade eine These zur Relativitätstheorie gehört. Das muss meinem grossen Prinzen schon sehr gefallen haben.
Und ich hatte 3 Wochen wieder neuen Stoff zum Lachen in der Elternküche. Denn nachdem mein Sohn seinen Berufswunsch mitgeteilt hat, wurden sämtliche andere an den Nagel gehangen noch bevor das Studium hätte begonnen werden können. Die Kids fanden seine Idee soooo großartig, dass jetzt viele seinen Wunsch teilen und die Übermuttis?
Rätseln weiter wer das wohl den Kindern in den Kopf gesetzt hat, denn damit wird man nicht reich noch kann einen gewissen Status aufrecht erhalten.
A…..b……e….. r……
Es macht Spaß und viele Väter hätten nix dagegen ihren Job zu schmeißen und ne runde Autorennen zu zocken.
Bye…..